MIMETISMUS II: KOLONIALE MIMIKRY – VIDEOLECTURE VON ANSELM FRANKE
05. NOV 08 / 20 UHR / HAU 2

Der zweite Abend des Programms konzentriert sich auf die Frage der sogenannten „kolonialen Mimikry", ausgehend von einem Screening des Films „Les Maîtres Fous" von Jean Rouch. In der Frage der kolonialen Mimikry eröffnet sich jenseits der abendländischen ästhetischen Debatten eine realpolitisch-historische Dimension des Mimesis-Verständnisses und den dadurch beschriebenen Verhältnissen, die in der Begegnung und Unterwerfung des kolonialen Subjekts, des „Anderen" manifest wird, und die auch eine zentrale Stellung in den historisch-politischen Debatten der Psychoanalyse einnimmt. „Les Maîtres Fous" ist das ethnografische Dokument eines Besessenheitsrituals, zu dem eine nigerianische Sekte einmal jährlich zusammenkommt, und im Verlauf dessen es zu einer Form des Exorzismus des Kolonialregimes kommt. Der Film löste eine anhaltende Debatte aus, die an diesem Abend zur Grundlage der Diskussion werden soll. Durch das Motiv des Exorzismus steht „Les Maîtres Fous" in der kontroversen Traditionslinie des „Primitivismus" - schon Picasso hatte ‚seine' Entdeckung afrikanischer Skulpturen mit der Erfahrung des Exorzismus, mit einer Veräußerlichung in Verbindung gebracht. Wer imitiert wen, wer exorziert wen? Exzessive Mimikry wird in diesem Kontext zu einer Form der Adressierung von Machtverhältnissen und Hintergrundbedingungen, die sich unter anderen Umständen nicht adressieren lassen.

Das Programm beinhaltet u.a. Ausschnitte aus den Filmen „Bontoc Eulogy" von Manuel Fuentes und „Mother Dao" von Vincent Monnikendamm sowie von Javier Téllez und Luke Fowler.