WHAT WAS I THINKING? / A CRITICAL AUTOBIOGRAPHY & SPECTRAL COLLOQUY: THE HISTORY OF MY UNTHOUGHT - LECTURE PERFORMANCE MIT AVITAL RONELL UND ORTHOGRAPHE



Foto ©: Bart Nagel

in Englisch

"In einer Zeit in der berühmte Philosophieinstitute in Europa geschlossen werden, Studenten zu Lernmaschinen werden und Universitäten zur Industrie gehören, beantworten wir die Frage: Warum überhaupt noch denken. Statt Philosophie zu verteidigen, wollen wir philosophieren. In der vorsätzlich prekären Gesellschaft sind Unentschlossenheit und Unwissenheit, noch stärker als je zuvor, tunlichst zu vermeiden. Wir wollen aber genau diese Qualitäten als essentiell für Erkenntnisprozesse beleuchten.
In unserer Performance untersuchen wir die Vorzüge des Nicht-Wissens und der Unsicherheit. Was passiert, wenn man es wagt lauthals zu schreien: „Ich weiß es nicht!“ Anhand diverser Beispiele untersuchen wir, was alles in Bewegung gebracht wird, wenn wir „ins Stocken geraten“. Wie funktioniert das Denken eigentlich? Vor allem, was ist mit dem Denken, das man nicht denken kann? Zunächst mal sind da diese vielen Stimmen der Mitdenkenden, die oft nicht auseinander zu halten sind und immer aufs Neue dazwischen reden. Aber zwischen was eigentlich? Die berühmte Philosophin und Feministin Avital Ronell hat die Kluft zwischen der Vorstellung, wie man den „freien“ Alltag zu bestreiten hat, und der Erfahrung, wie man es tut, genauer betrachtet. In ihrer Arbeit beschreibt sie die Ambivalenz als natürliche Grund- und Erfahrungshaltung, die von der euroamerikanischen Kultur durch Abschieds-, Abschluss- und Funktionalisierungsmanöver angegriffen wird. Sie beschreibt den Funktionalitätsdrang als ein Autoritätsprinzip, dem man sich nur mit schweren psychischen Folgen entziehen kann. Dabei wird die ganze Familie auf die Bühne geholt." - Sladja Blazan

Mit
Avital Ronell, Susan Bernstein, Laurence Rickels, Orthographe, Sladja Blazan,
Judith Hopf, Tatjana Mesar, Greg Cohen, Chris Kondek


Avital Ronell is an der New York University lehrende Germanistikprofessorin und Philosophin. „Ich will den Texten weh tun,“ verrät sie ihre Arbeit beschreibend. Die Schülerin Jacques Derridas, die im Berlin der 70er Jahre bei Jakob Taubes studier hat, erklärt weiterhin: „Ich will alles, was der akademische Zugang auf bloße Banalitäten reduziert, als unverstanden und unverständlich darstellen,“ und bricht somit ein Tabu der gegenwärtigen institutionalisierten Wissensgenerierung. In der Lecture Performance behandelt sie, warum dies notwendig war.

Susan Bernstein ist Professorin für Vergleichende Literaturwissenschaft und Germanistik an der Brown Universität, USA.

Laurence Rickels ist Psycho-Analytiker und Professor für Germanistik an der University of California, Santa Barbara.

Orthographe wurde 2004 von Alessandro Panzavolta und Angela Longo im Rahmen einer gemeinsamen Arbeit über optische Apparate in der bildenden Kunst gegründet. ORTHOGRAPHE DE LA PHYSIONOMIE EN MOUVEMENT war das Ergebnis dieser ersten Arbeit und wurde im Museum Carlo Zauli in Faenza erstmals gezeigt. Die Inszenierung beruhte auf dem Prinzip der Camera Obscura. Die Anregung zu diesem Projekt holte sich Orthographe sowohl aus den Räumlichkeiten des Pariser Sanatoriums La Salpetrière als auch von der starken Beziehung der ersten medizinischen Fotographie zu den Anfängen des Stummfilms und dem Phänomen der weiblichen Diven. Für "What Was I Thinking?" wird eine eigene Camera Obscura Performance erstellt.

Regie: Sladja Blazan
Text: Avital Ronell
Darsteller: Susan Bernstein, Larry Rickels, Avital Ronell
Camera Obscura: Orthographe
Bühnenbild: Judith Hopf
Video: Chris Kondek
Musik: Tatjana Mesar und Greg Cohen
Produktionsassistenz: Laura Hörold
Mitarbeit Bühnenbild: Mona Kuschel


Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds


17., 19. & 20. JUNI 2010 / 20.00 UHR / HAU 3