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Studio Percussion Graz
kirschblüten.ohr.

Musiktheater für 4 Schlagzeuger / Konzept: Klaus Lang, Claudia Doderer / Musik: Klaus Lang / Raum: Claudia Doderer / Ausführende: Studio Percussion graz
Ein Theater des Hörens, der Stille, der klanglichen Grenzerfahrungen ist Klaus Langs und Claudia Doderers Musiktheater kirschblüten. ohr. Der Hörer befindet sich in einem abgedunkelten spiralförmigen Raum (Claudia Doderer), dem Inneren eines stilisierten Ohrs, das durch eine aufeinander abgestimmte Klang- und Licht-Kompo-sition zu einem Hör-Sehraum zwischen Innen- und Außenwelt wird (Licht: Andreas Fuchs). Die durchwegs im extremen Pianissimo gehaltenen und frei ausschwingenden Klänge von vier Schlagzeugern werden von Zeit zu Zeit von rhythmischen Pulsen durchlaufen, für deren Beschreibung Klaus Lang Bilder der sich leicht im Wind kräuselnden Oberfläche eines stillen Sees oder von unregelmäßig auf eine feste Fläche fallenden Kieselsteinen heranzieht.
Eine Rolle in der Konzeptionsphase spielte auch die japanische Ästhetik der "kondensierten Schönheit", etwa in der verfeinerten Betrachtung der jährlichen Kirschblüte, die nicht zuletzt wegen ihrer Vergänglichkeit geschätzt wird. Mit der Wahl eines exquisiten und auf ganz bestimmte Farben reduzierten Instrumentariums aus gestri-che-nen Crotales, Gläsern, türkischen Becken und geschlagenen Bongos, Pauken und großen Trommeln entwickelt Klaus Lang eine irisierende Dehnung und Stauchung der Zeitverläufe, die sich für den Zuhörer/seher zu einem einzigartigen ästhetischen Erlebnis verdichten.


PRESSESTIMMEN | Uraufführung Festival MaerzMusik, Berliner Festspiele 7.-9.3.2002

"kirschblüten.ohr." heißt der erste Musiktheaterabend des Festivals für aktuelle Musik. Die Uraufführung, konzi-piert von Claudia Doderer (Raum) und Klaus Lang (Komposition), beschränkt sich im Hebbel-Theater auf Hören und Sehen im minimalen, abstrakten Sinn. Geräusche und Klänge von Percussion-Instrumenten, singen-den Sägen und halb gefüllten Gläsern dringen von allen Seiten an das Ohr, dezent, aber intensiv, vibrierend. Das ist der vollkommene Kontrast zu einem traditionellen Musiktheaterabend. Hier sitzt man im Halbdunkel und lauscht, alle halten ganz still, keiner will die Stimmung durch einen profanen Huster zerstören. So findet das eigentlich Theatralische im Publikum statt.
Der Tagesspiegel, 8.3.2002

Wenn Töne gespielt werden, ist der Raum dunkel - so wird das Hören in den Vordergrund gestellt. Zwischen den Hör-Einheiten gibt es zwei Ruhephasen, in diesen geht über der Bühne und an ihren Rändern still das ein oder andere Licht auf. Dadurch, dass das Hörorgan selbst zur Gestalt wird und sich der Hörer sowohl vom Wahrzunehmenden als auch vom Symbol umschlossen findet, wird das ohnehin Reflexive der Wahrnehmung noch einmal reflektiert; Wahrnehmung der Wahrnehmung ist hier ins Werk gesetzt.
Berliner Zeitung, 9.3.2002

Als fantastischen Ausflug in die Tiefen des Gehörs haben die Bühnenbildnerin Claudia Doderer und der Komponist Klaus Lang ihre Installation konzipiert. Der Besucher betritt quasi sein eigenes Ohr. Dem stark vergrößerten Hörraum entsprechen die gedehnten, wie unters Mikroskop gelegten Klänge des Schlagwerks. Bongos, Pauken und Große Trommel stehen für das Trommelfell, Metall- und Glasinstrumente für die Gehörknöchelchen. Die Besucher sitzen im Mittelpunkt des Innenohrs im Kreis. Draußen zelebrieren vier Schlagzeuger vom Studio Percussion graz Klänge und Rhythmen an zahlreichen, im Raum verteilten Schlagwerkstationen.
Ebenso wie die wandernden Klänge kommt auch weißes und blaues Licht in Flächen und Punkten aus allen Richtungen. Dunkelheit, Helligkeit, Geräusch und Stille treten in Beziehung zueinander. Wie klingt blaues Licht? Die Situation fördert Konzentration und Verinnerlichung. Gespielt wird: Philharmonie verkehrt herum. Jeder unternimmt seine ganz persönliche, experimentelle Reise in die unendlichen Weiten des eigenen Empfindens. Ein inspirierendes Hörabenteuer - und ein gelungener Einstand in eine neue Festival-Ära.
Berliner Morgenpost, 10.03.2002

Studio Percussion graz
http://www.studiopercussion.com
Produktionsleiter | Dr. Christian Utz / Mariahilferstr. 56/27, A-1070 Wien
Tel | Fax +43-1-89 33 751 / mobil +43-650 89 33 751 / utz@studiopercussion.com