Vorwort von Nele Hertling
> Als wir im Januar 1989 als neues Team das Hebbel-Theater eröffneten, hatten wir kaum Vorbilder oder Erfahrungen für das Konzept, das wir hier verwirklichen wollten. Die Struktur des Hauses mit einem sehr kleinen hochmotivierten Mitarbeiterteam, aber ohne ein fest engagiertes künstlerisches Ensemble, stieß zunächst auf Unverständnis und erwies sich als schwer vermittelbar bei den Verhandlungen um eine ausreichende finanzielle Ausstattung. Auch die Medien hatten Mühe, unsere Arbeit richtig einzuordnen. Bis heute werden wir immer wieder als ein reines Gastspieltheater beschrieben. Doch unser Ansatz zielte von Beginn an auf die Erprobung neuer Produktionsmöglichkeiten mit Künstlern und Mitarbeitern aus aller Welt. Das Hebbel-Theater hat auf diese Weise eine Reihe internationaler Künstler und Gruppen in Deutschland bekannt gemacht, und zugleich durch Gastspieltourneen hier entstandener Aufführungen die Aufmerksamkeit auf Berlin als Stadt auch des neuen Theaters lenken können. Der internationale Dialog, der Austausch und das Prinzip der Koproduktion – heute eine bis in das Stadttheater hinein geübte Praxis – ist vom Hebbel-Theater intensiv praktiziert und als eine Art Modell gepflegt worden. Damit war es möglich, das Haus immer wieder neuen Erfahrungen zu öffnen, ungewohnte Theatersprachen zu präsentieren und den Blick für das junge Theater in derWelt zu schärfen.

So konnten wir – nach der ersten Präsentation im Festival »Theater der Welt 1999« in Berlin – z.B. die faszinierende Entwicklung des Theaters in Buenos Aires oder in New York (nach der Wooster Group Richard Maxwell) vorstellen. Unser besonderes Augenmerk galt auch den neuen Gruppen und Künstlern aus den ehemals osteuropäischen Ländern, wie Krzysztof Warlikowski oder Oskaras Korsunovas. Die Jahre seit 1989 waren ein immer neu zu erlebendes Abenteuer, voller Lust an der Zusammenarbeit mit Künstlern und Kollegen, immer im Bemühen und in der Hoffnung, in Berlin ein Publikum auch von diesem Theater überzeugen zu können.

All dies war nur möglich durch ein uneingeschränktes Engagement aller Mitarbeiter in diesem Haus, durch ein Team, das sich Achtung und Vertrauen in aller Welt erworben hat. Dafür danke ich allen von Herzen und wünsche dem Haus eine aufregende und erfolgreiche Zukunft.