Der Dibbuk
Dramatische jüdische Legende von AN-SKI

17. Mai
20.00

DER DIBBUK ist ungewöhnlich reich an Typen und Charakteren. In dramatischen Szenen berichtet die Handlung von einem jungen Mann (Chanon), dessen ihm bestimmte Braut (Lea) einen anderen Reichen heiraten soll. Chanon stirbt aus Verzweiflung und fährt nun als Geist, als DIBBUK, in den Körper Leas. Dem rituellen Exorzismus des Wunderrabbis Asriel Miropolier muss er zwar weichen; doch die Tren-nung vom Geist des geliebten Chanon überlebt Lea nicht.

Uraufgeführt wurde das Mysterienspiel, mit Liedern und Tänzen, 1920. Der Autor AN - SKI (Schlomo Rapoport) erlebte die Uraufführung nicht mehr. In den Inszenierungen von Meyerhold mit der jiddischen Wilnaer Truppe und von Wachtangow mit dem hebräischen HABIMA -Theater Moskaus wurde die Le-gende ein grosser Erfolg und durch Gastspiele auch im Westen bekannt. In Berlin inszenierte Max Reinhardt den DIBBUK für das Deutsche Theater. Mit der Nazizeit verschwand das Stück aus den Spielplänen. Die Berliner SCHAUBÜHNE zeigte 1981 eine Fassung für zwei Personen.

Die deutsch - polnische Grenzstadt Guben wurde durch die Hetzjagd und den Tod des algerischen Asylbewerbers Farid Guendoul/Omar Ben Noui 1999 weltbekannt. Die Neo-Naziszene hat hier einen festen Stützpunkt. Schon 1989/90 vernetzten bekannte Nazis aus den alten Bundesländern, wie Michael Kühnen, Christian Worch, Rainer Sonntag u.a., die „Kameradschaft“ in der deutsch/polnischen Grenzregion.

Der Theaterregisseur Peter Krüger hatte die Nazi-Gruppierung für seine Fernsehberichterstattung beobachtet und mehrere Beiträge über die Gubener Aktivitäten gesendet. Ihm wurde klar, dass es nicht mehr reicht, gegen die nazistische Gewalt nur als Dokumentarist tätig zu sein. Die Idee für den DIBBUK entstand. In Guben liegen ehemalige jüdische Tuch- und Hutfabriken brach. Die Alte Post-strasse ist rechts und links mit Fabrikanlagen und Villen bebaut. Hier arbeitet seit der „Abwicklung“ von 1992 niemand mehr. Die verlassenen Anlagen stehen auch für die dramatische jüdische Geschichte Gubens. Die Gebäude erzählen vom glanzvollen Aufstieg jüdischer Fabrikanten am Beginn des 20. Jahrhunderts und von ihrer Vertreibung und Vernichtung. 1933 lebten in Guben 271 Bürger jüdischen Glaubens, heute gibt es keinen mehr. Nach dem Nazi-Regime folgten 40 Jahre DDR-Produktion und dann das Ende der „Abwicklung“.

Guben, 23. April 2001, Peter Krüger



Im Rahmen der Aktion TOLERANTES BRANDENBURG des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport war es möglich, Ende Mai 2000 in der ehemaligen Tuchfabrik GUBENER WOLLE, mit einer Neufassung von DER DIBBUK herauszukommen. Neben 6 Berliner Berufsschauspielern agieren 16 Amateure aus Guben und vier junge Männer aus der polnischen Nachbarstadt Gubin. Die musikalische Leitung und Choreografie besorgten die ukrainisch/jüdischen Künstler Olga Dobrozei, Lena Sowjetowa und AIexandre Levit.



Die Hauptrollen spielen als Lea, Davia Dannenberg, eine junge Berliner Schauspielerin und als Chanon der Gubener Abiturient Christian Seifert. Die Gruppe gastierte inzwischen mehrere Male in Kraków und Gubin (Polen). Ende Januar 2001 hatte unterdessen das Poem AHNENFEIER des polnischen Nationaldichters Adam Mickiewicz Premiere in Guben, wiederum gespielt vom DIBBUK-Ensemble. Für Anfang Juli diesen Jahres ist die Aufführung DER BALL DES SATANS nach Michail Bulgakows Roman DER MEISTER UND MARGARITA geplant. Aufführungsorte sind wieder die verlassenen Fabrikanlagen in der Gubener Alten Poststrasse.